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Weniger Garantien, mehr Risiko: Wie sich die Lebensversicherer in der Not neu erfinden
  • HARTMUT NAUJOK
  • Weniger Garantien, mehr Risiko: Wie sich die Lebensversicherer in der Not neu erfinden
22.12.2021 17:18

Weniger Garantien, mehr Risiko: Wie sich die Lebensversicherer in der Not neu erfinden

München, Frankfurt - Die Not wird von Jahr zu Jahr größer, das haben die Briefe der Lebensversicherer an ihre Kunden in den vergangenen Tagen eindrücklich gezeigt: Die R+V Lebensversicherung, Nummer zwei am Markt hinter der weit enteilten Allianz, kürzt die laufende Verzinsung im kommenden Jahr von 1,75 auf 1,55 Prozent. Wettbewerber Zurich, der ebenfalls zu den Top 5 am Markt gehört, geht von 2,0 auf 1,8 Prozent runter. Und die ebenfalls große Ergo Vorsorge Lebensversicherung reduziert die laufende Verzinsung von 2,35 auf 2,2 Prozent.

Im seit mehr als einem Jahrzehnt anhaltenden Niedrigzinsumfeld sind die hohen Garantien, die die Versicherer ihren Kunden in der Vergangenheit versprochen haben, zur finanziellen Last geworden. „Niedrige Renditen und die damit verbundenen Wiederanlagerisiken stellen die größten Herausforderungen für den Lebensversicherungssektor dar“, sagt Stephan Kalb von der Ratingagentur Fitch.

Nicht wenige der Unternehmen müssen hart daran arbeiten, dass sie die Leistungsversprechen an die Versicherten auch künftig einhalten können. Für etliche kleinere Anbieter könnte es am Ende sogar um die Existenz gehen. Das alte Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr.

Die Lebensversicherer stehen daher vor einem Umbruch, der sich nun immer konkreter abzeichnet. Der Wandel hin zu Produkten mit geringeren Garantien ist in vollem Gange. Zugleich arbeiten viele Anbieter daran, Lösungen für ihre hochverzinsten Altbestände zu finden. Das alles spielt sich weitgehend hinter verschlossenen Türen ab. Die Frage ist, ab welchem Punkt die Kunden nervös werden.

Bislang stehen die Deutschen treu zu ihrer Lebensversicherung. „Allen Unkenrufen zum Trotz gilt die Lebensversicherung für viele Bundesbürger noch immer als sicherer Hafen für ihr Geld“, sagt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter des Analysehauses Franke & Bornberg.

Nach einem schwachen Start lagen die Neuabschlüsse schon zur Jahresmitte um gut fünf Prozent über dem Vorjahr – bei insgesamt 2,2 Millionen Verträgen. Bis zum Jahresende sollen es gar 4,8 Millionen sein, schätzt der Branchenverband GDV.

Verbraucher müssen mehr Mut mitbringen

Erfolg werden in Zukunft aber nur jene Anbieter haben, die ihre Produkte modern und flexibel gestalten. Die Lebensentwürfe junger Menschen sehen heute ganz anders aus als noch vor einigen Jahren. Viele Sparer legen zudem immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit. „Sicher ist, dass eine hundertprozentige Beitragsgarantie dabei keinen Sinn mehr ergibt“, sagt Harald Rosenberger, Vorstand bei der Nürnberger Versicherung.

Marktführer Allianz hat beispielsweise schon vor fast einem Jahrzehnt den Schritt weg von der klassischen Lebensversicherung mit Kapitalgarantie eingeleitet. „Wir fokussieren uns auf eine chancenreiche Kapitalanlage“, erklärt Laura Gersch, Vorständin bei Allianz Leben.

Das heißt: Klassische Produkte mit Garantiezins werden nicht mehr angeboten. Vor einem Jahr ging man sogar noch einen Schritt weiter. Das Versprechen der vollständigen Garantie aller eingezahlten Beiträge wurde je nach Risikobereitschaft des Kunden auf 90, 80 oder sogar 60 Prozent gekürzt.

Knapp die Hälfte des eingezahlten Geldes könnte also am Ende der Laufzeit weg sein, wenn es ganz schlecht läuft. Umgekehrt steigen aber grundsätzlich die Renditechancen, wenn der Versicherer riskanter anlegen darf.

Viele in der Branche zogen nach – und setzen nun verstärkt auf Produkte ohne 100-Prozent-Versprechen. Produkte mit neuen Garantien machen bei der R+V etwa ein Drittel des Neugeschäfts in der Lebensversicherung aus.

Zurich Deutschland legt einen besonderen Fokus auf Fondspolicen, auf die etwa 80 Prozent des Neugeschäfts entfallen. Große Hoffnung setzt Deutschlandchef Carsten Schildknecht auf die Erweiterung der Vertriebskooperation mit der Deutschen Bank, die ab 2023 auf die Postbank-Kunden ausgeweitet werden soll.

Immobilien als interessante Beimischung

Auch das Umdenken in der Kapitalanlage wurde vielerorts längst in die Tat umgesetzt. Der Druck ist einfach zu groß. Es gilt: weg von festverzinslichen Anleihen, die kaum mehr etwas abwerfen, hin zu alternativen Investments wie etwa Immobilien.

Die kleine Berliner Ideal Lebensversicherung etwa legt schon seit mehr als 15 Jahren einen Teil der Kundengelder in Immobilien an, vor allem in der Hauptstadt. Durch den starken Preisanstieg seither kann es sich Ideal als einer der wenigen Anbieter sogar leisten, noch immer klassische Lebensversicherungen mit Garantiezins anzubieten. Mit einer laufenden Verzinsung, also Garantiezins plus Überschussbeteiligung, von 3,0 Prozent dürfte sie auch im kommenden Jahr an der Spitze stehen.

Stark auf Wohnimmobilien als Kapitalanlage setzt auch die Bayerische. „Unser Vorteil sind unsere Bestandsimmobilien hier in München, die wir weiter ausbauen“, sagt Vorstandschef Herbert Schneidemann. Allein durch den Wertzuwachs der vergangenen Jahre sei die Immobilienquote der gesamten Kapitalanlagen von 14 auf 18 Prozent gestiegen.  

Ein Viertel der Lebensversicherer kämpft

Der Blick auf den Lebensversicherungsbestand der Versicherer aber zeigt, dass es sich bei einem großen Teil noch immer um Policen mit Garantien handelt. Noch gibt man sich zuversichtlich, dass die Lebensversicherer ihre Leistungsversprechen an die Kunden auch halten können.

„Die Versicherer sind aus unserer Sicht besser durch die Coronapandemie gekommen als die Banken“, sagte erst jüngst Frank Grund auf einer Handelsblatt-Veranstaltung. Der Exekutivdirektor der Bafin hat in seinem Haus dennoch rund ein Viertel der etwa 80 Anbieter unter intensivierte Aufsicht genommen. Um deren Kapitalausstattung steht es in den meisten Fällen schon seit Jahren nicht zum Besten. Regelmäßige Berichte werden von ihnen eingefordert.

Auch wenn die Bafin nicht sagt, welche Versicherer sie konkret im Auge hat, so lässt sich anhand der Bilanzkennzahlen erahnen, um wen es nicht gerade gut bestellt ist. Hier lohnt ein Blick auf die Solvenzquote, die das Verhältnis der vorhandenen zu den erforderlichen Eigenmitteln angibt.

Sie ist ein Maß dafür, ob die Versicherer auch in Krisensituationen ihren Verpflichtungen nachkommen können. Die Quote sollte über 100 Prozent liegen. Inklusive Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassungen halten dies auch alle Lebensversicherer ein. Die reine Solvenzquote offenbart aber, dass sich einige Anbieter mit der Eigenmittelausstattung schwertun – darunter beispielsweise Signal Iduna Leben, Huk Coburg Leben und Debeka Leben, wie aus einer Auswertung von Policendirekt Ende 2020 hervorging.

Umbau der Altbestände ist in vollem Gange

Viele Versicherer suchen nach Lösungen, um das Kapital zu entlasten. Bei der Bayerischen hat man sich schon vor mehr als einem Jahrzehnt dazu entschlossen, das Portfolio an hochverzinslichen Verträgen – damals noch unter dem Namen Bayerische Beamten Lebensversicherung – intern auszulagern. Die laufende Verzinsung für den Altbestand wie für die Neuverträge hält das Unternehmen seither jedoch bewusst auf gleichem Niveau. Das soll auch im kommenden Jahr so sein, in beiden Fällen wird dann eine laufende Verzinsung von 2,5 Prozent versprochen.

Auch die Signal Iduna kündigte vor Kurzem an, einen neuen, nachhaltigen Lebensversicherer zu gründen, der künftig das Neugeschäft machen soll. Für Bestandskunden soll sich in der alten Gesellschaft aber nichts ändern. Als internen Run-off, wie der Schritt einer hauseigenen Auslagerung der Altbestände genannt wird, will das Unternehmen den Schritt aber nicht verstanden wissen.

Die Zurich grübelt ebenfalls, wie sie ihre Verträge am besten sortieren kann. Auch wenn fondsgebundene Versicherungen bereits etwa 40 Prozent des Bestands ausmachen, hat der Versicherer noch viele traditionelle Policen in den Büchern, die eine Belastung darstellen. „Für ein Teilportfolio an hochverzinsten Verträgen suchen wir derzeit nach einer Lösung, sodass wir uns auf unseren strategischen Fokus, die fondsbasierten Produkte, konzentrieren können“, betont Schildknecht. Geprüft werde dabei auch, ob Teilen des Portfolios, die „wir als strategisch weniger relevant betrachten, von einem potenziellen Interessenten eine größere strategische Bedeutung beigemessen würde“. Das wäre dann wohl eine externe Auslagerung.

Wunschzettel an die neue Bundesregierung ist lang

Zugleich schauen die Lebensversicherer hilfesuchend in Richtung Politik. Besonders die staatlich geförderte Riester-Rente, die in der Vergangenheit häufig in Form einer Lebensversicherung abgeschlossen wurde, bleibt dabei im Fokus. Mit dem nach dem ehemaligen Bundesarbeitsminister Walter Riester benannten Produkt war die Hoffnung verbunden, möglichst viele Menschen dazu zu bringen, privat vorzusorgen.

Doch mit 16 Millionen Verträgen ist Riester weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Viele Deutsche haben ihre gesetzliche Rentenlücke bis heute nicht mit privaten Verträgen geschlossen.

Über die Reformfähigkeit von Riester gehen die Meinungen auseinander. SPD, Grüne und FDP wollen laut Koalitionsvertrag die gesetzliche Anerkennung privater Anlageprodukte mit höheren Renditen als Riester prüfen. Beim Branchenverband GDV hofft man vor allem darauf, dass die Förderung vereinfacht und die Beitragsgarantie von bisher hundert Prozent gelockert wird, damit die Anbieter eine größere Flexibilität bei der Vermögensverwaltung bekommen.

Bayerische-Chef Schneidemann hat die Hoffnung auf eine Riester-Reform dagegen aufgegeben. Er blickt nach vorn: „Ein neues Produkt muss attraktiv für Geringverdiener sein, auf das Sicherheitsbedürfnis der Bürger eingehen und zugleich Renditechancen bieten“, lautet seine Forderung.

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Qualifikation und Leistungsspektrum

Serviceplattform für Cybersecurity und Cyberawareness
Serviceplattform zur Haftungsvermeidung der Organschaft

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